Von Bernhard Horwatitsch – Kultur – Gesellschaft

Was ist überhaupt Ethik?
Vor kurzem hatte ich einen Streit mit einer alten Freundin. Sie schrieb mir in einer Email, dass ihr Supervisor gerne sagt: Versucht nicht moralisch zu handeln, sondern ethisch.
Das war eine Aufforderung, die mich zum explodieren brachte! Was soll denn das für ein Satz sein? Handelt ethisch, nicht moralisch! Ich war entsprechend wütend. Aber es ist eben auch nicht so ganz einfach auseinander zu halten. Worte sind eben nicht die Wirklichkeit und Worte ändern auch ihre Bedeutung. Und so hatten wir beide recht. Einerseits ist der Satz von dem Supervisor Unsinn und andererseits stimmt er auch. Das ist verwirrend. Aber nach dem chinesischen Philosophen Kung Fu Tse soll Verwirrung ja „der Beginn der Weisheit“ sein.
Also sollte man das zunächst einmal rein begrifflich klären. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant sagte einmal: Gedanken ohne Inhalt sind leer. Begriffe ohne Anschauung sind blind. Goethe hat es fast noch schöner gesagt: Auf zweierlei Weise kann der Geist höchlich erfreut werden, durch Anschauung und Begriff. Aber jenes erfordert einen würdigen Gegenstand, der nicht immer bereit, und eine verhältnismäßige Bildung, zu der man nicht gerade gelangt ist. Der Begriff hingegen will nur Empfänglichkeit, er bringt den Inhalt mit und ist selbst das Werkzeug der Bildung. (Dichtung und Wahrheit)
Und da nun der Begriff den Inhalt mitbringt und Werkzeug der Bildung ist, schauen wir uns den Begriff Ethik an und den Begriff Moral.
Hier hilft die Etymologie, also die Wissenschaft von der Wortherkunft.
Das deutsche Wort Ethik leitet sich vom altgriechischen éthos her, mit einem lang gesprochenen Eta. Es heißt nicht mehr als „Wohnung, Wohnort, gewohnter Sitz, gewöhnlicher Aufenthalt.“ Es bedeutet also Sitte, Gewohnheit, Brauch. Das sind kollektive Verhaltensweisen. Auch der Kannibalismus ist eine Sitte. In einer zweiten Bedeutung bezieht sich ethos, diesmal mit einem Epsilon am Anfang geschrieben auch auf die Denkweise, die Sinnesart oder den Charakter eines Einzelnen. Also auch auf die Gewohnheiten des Subjekts, des Einzelnen. Auch das regelmäßige Verprügeln seiner Kinder lässt auf einen bestimmten Charakter schließen. Éthos ist also ganz wertfrei zu sehen. Und unsere Gesinnung, unsere Denkweise hängt – wie wir alle wissen – stark von den Gewohnheiten der Menschen und der Umgebung ab, in der wir aufwachsen, wo wir erzogen werden, zur Schule gehen.
Im altgriechischen gibt es nun noch ein Adjektiv éthikos. Das ist auch ganz wertfrei und heißt: die Sitten betreffend. Es kann aber auch eine positive Wertung sein, nämlich sittlich oder gut.
Wenn man also das Verhalten einer Person als éthikos bezeichnet, dann schließt das auf eine durchaus positive Beurteilung. Der und der verhalten sich sittsam, gut.
Das deutsche Wort Moral kommt aus dem lateinischen „mos“. Es ist ziemlich das Gleiche wie Éthos. Als Gewohnheit, Sitte, Brauch. Unser deutsches Wort „Mode“ kommt davon. Auch hier ganz wertfrei bezogen entweder auf das mos eines Volkes oder das mos einer Einzelperson.
Auch hier gibt es das Adjektiv dazu: moralis, die Sitten betreffend.
Also Fazit: Ethik und Moral sind ein und dasselbe bzw. bezeichnen ein und dasselbe. Zumindest vom Ursprung der Begriffe her betrachtet.
Moderne Bedeutung des Wortes „Moral“
Moralen kennzeichnen ein Normensystem. Eingebürgert hat sich – und daher das Missverständnis mit meiner alten Freundin – Moral als eine Art Normensystem zu sehen, eine Art Sammlung von Maßstäben, Werten und Urteilen, wie man sich zu verhalten hat. Zum Beispiel die zehn Gebote, die Moses von Gott bekommt. Oder auch unsere Menschenrechte. Es gibt also offensichtlich mehrere Moralsysteme, man könnte also von Moralen sprechen. Moral wird auch für einzelne Berufsgruppen eingesetzt. Es gibt für Ärzte eine bestimmte Moral, auch für Anwälte. Auch ein Terrorist hat seine ganz bestimmte Moral.
Moral ist ein Normensystem für bestimmte Personengruppen, bzw. für bestimmte Lebenssituationen. Das Adjektiv moralisch wird in zwei Hinsichten verwendet.
Ganz wertfrei. Eine Aussage ist moralisch oder nicht moralisch.
Ich lehne Rassismus ab, ist eine moralische Aussage.
Ich lehne Pfannkuchen mit Marmelade ab, ist eine nicht moralische Aussage.
Es gibt also Meinungen, die als die Moral betreffend gelten und Meinungen, die mehr den Geschmack betreffen. Das Adjektiv moralisch kennzeichnet hier die Art der Aussage.
Häufiger ist moralisch im Gegensatz zu unmoralisch.
Eine Aussage ist moralisch oder unmoralisch
So kann man den etwas widersprüchlichen Satz bilden:
Die Moral der Mafia ist unmoralisch. Einerseits wertfrei der Art nach, aber wertend im Gehalt.
Mit dem Adjektiv „moralisch“ kann man also eine Überzeugung der Art nach kennzeichnen (moralisch oder nicht moralisch), oder eine Überzeugung in ihrem Gehalt / Wert (moralisch oder unmoralisch).
Moralen regeln menschliches Verhalten. Sie tun dies in einem sehr weitläufigen Sinn:
Moral bewertet den menschlichen Charakter. Ob jemand ein guter oder ein schlechter Mensch ist, hängt daher sehr stark an dem Bewertungsschema, das man anwendet.
Moral bewertet die Motivation des Menschen zu einer Handlung. In einer Leistungsgesellschaft wird die Motivation sich aufzuarbeiten positiv bewertet. In einer hedonistisch geprägten Gesellschaft wird eher das Motiv Spaß zu haben, höher eingeschätzt. Arbeiten war bei den alten Griechen nur für die Sklaven vorgesehen. Der gute Grieche war ein Müßiggänger.
Moral kann eine einzelne Handlung / Akt erfassen. Jemanden aus Notwehr zu erschlagen, kann man anders bewerten, als heimtückischen Totschlag.
Moral kann aber auch wiederholte Vollzüge erfassen. Einmal ist keinmal, sagt der Volksmund.
Moral bewertet direkte Konsequenzen aus der Handlung. So kann ein Verkehrsdelikt (z. B. betrunken Auto zu fahren, oder bei Rot über die Ampel) unmittelbare Folgen haben.
Moral bewertet entfernte Wirkungen der Handlung. Unsere Umweltsünden wären hier im Besonderen zu nennen. Es gibt keine unmittelbare Konsequenz aus meinem erhöhten Verbrauch an Strom. Aber langfristig oder in entfernten Gegenden oder Zeiten wirkt sich das schädlich aus.
Moral kann also einerseits das äußere Verhalten zum Gegenstand haben, oder die inneren Gefühle des Handelnden bewerten (lehnt z. B. Gefühle wie Hass oder Neid ab). Die eine Moral dagegen kennt in erster Linie Pflichten und kümmert sich wenig um die Gefühle. Dann gibt es Moral die auch eine Pflicht gegen sich selbst kennt (I. Kant).

Nicht in den Bereich der Moral gehören Naturereignisse. Ein Vulkanausbruch, ein Erdbeben können nicht moralisch bewertet werden. Daher war zum Beispiel das berühmte Erdbeben in Lissabon im Jahr 1755, wodurch die gesamte Stadt durch Brand und Tsunami fast komplett zerstört wurde, eine wichtige Inspiration für Voltaire. In seinem Roman Candide bezweifelt Voltaire aufgrund dieses Erdbebens, dass diese Welt die beste aller Welten sei (wie sein Kontrahent Leibnitz behauptete). Damals stellte man die Theodizee-Frage. Warum lässt Gott das zu? Entweder er will es, dann kann er nicht Gott sein, sondern ist böse. Kann Gott das Erdbeben nicht verhindern? Dann ist es auch nicht Gott, denn Gott ist ja allmächtig. Kann Gott es und will es auch, was allein Gott geziemt, stellt sich die Frage: Warum lässt Gott das zu? Für die Aufklärung war Gott damit erledigt.
Auch nicht zum Bereich der Moral gehört das Verhalten von Tieren, obgleich Tiere Problemlösungsfähigkeiten haben und auch ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie werden zwar erzogen, aber nicht im Sinne einer Moral belangt. Im Mittelalter war das durchaus nicht so, da wurden Schweine auch vor Gericht gestellt (kein Witz). Wurde eine Frau trotz Hilferufs vergewaltigt, sollten alle anwesenden Tiere wegen unterlassener Hilfeleistung getötet werden (Sachsenspiegel / mittelalterliches Rechtsbuch). Da nun die willkürliche Tötung von schuldigen Tieren zunahm, führte man ab dem 14. Jahrhundert einen Rechtsschutz für Tiere ein und es wurde vor Gericht verhandelt. Dies tat man bis tief in das 17. Jahrhundert.
Dagegen kann menschliches Verhalten gegenüber der Natur (Umweltsünden) oder gegenüber Tieren sehr wohl Gegenstand moralischer Urteile sein. Der Mensch ist zwar der einzige Moraladressat, aber nicht das einzige Moralsubjekt.
Moralen erheben Anspruch auf absolute Gültigkeit. Moralische Forderungen richten sich in der Regel nicht danach, was man sich gegenwärtig wünscht, was man gerade angenehm oder unangenehm findet. Es gibt natürlich Moralen, die das Streben nach Lustgewinn in den Vordergrund rücken. Für so eine Moral ist es aber unmoralisch, wenn man nicht nach Lustgewinn strebt, sondern seine Handlung nach Pflichten ausrichtet. Ein Hedonist spottet in der Regel über einen Pflichtenethiker.
Wenn man einen bestimmten Bereich betreten hat (zum Beispiel elterliche Fürsorgepflicht) gilt nach Immanuel Kant die Moral absolut.
Definiert hat das der deutsche Philosoph Immanuel Kant im 18. Jahrhundert:
Er sprach von einem hypothetischen Imperativ (mögliche Befehl) und von einem kategorischen Imperativ (absoluter Befehl).
Wenn ich zum Beispiel einen Apfel will, muss ich mir einen Apfel kaufen. Wenn nicht, dann eben nicht. Das ist der hypothetische Imperativ. Dagegen „Du sollst nicht töten“ ist ein kategorischer Imperativ, weil er ganz unabhängig von dem, was ich will gilt.
Das wird dann spannend und kann moralisch diskutiert werden, wenn ich zum Beispiel an einem Bettler vorbeigehe. Ich kann ihm Geld schenken, muss aber nicht. Andere würden es für kategorisch halten, dass man den Armen immer hilft. Hier sieht man auch, dass es Zusammenhänge gibt. Die Forderung eines Arbeitgebers, eine Stunde länger in der Arbeit zu bleiben, ist zunächst nicht kategorisch. Aber sie kann es werden, weil ich unter Umständen meinen Arbeitsplatz verliere und meine Familie nicht mehr versorgen kann, wenn ich trotzdem nach Hause gehe. Sie wird auch kategorisch, wenn ein Notfall vorliegt und ich Menschenleben riskieren würde, wenn ich der Aufforderung meines Chefs nicht nachkäme. Also Moralen erheben Anspruch auf absolute Gültigkeit. Aber es ist noch gar nicht erwiesen, dass dieser Anspruch berechtigt ist.
Bei universalen Werten (mit kategorischem Anspruch) unterscheiden wir universale Normen von universalen Handlungen. Zum Beispiel sind die Menschenrechte universale Normen. Aber dass ich meine Steuern zahlen soll ist eine universale Handlung. Der wichtigste deutsche Philosoph Immanuel Kant (Aufklärer aus Königsberg, 18. Jahrhundert) prägte den Satz: Handle stets so, dass deine Handlung jederzeit zu einem allgemein gültigen Gesetz erhoben werden kann.
Ein negatives Gebot fordert mich zum Handeln auf. Du sollst deine Steuern zahlen, da sonst der Staat nicht mehr funktioniert. Auch wenn dein persönlicher Anteil an Steuern eher gering ist.
Ein negatives Verbot fordert mich auf, etwas zu unterlassen. Du sollst deinen Abfall nicht im Wald entsorgen. Wenn das jeder machen würde, wäre das eine Katastrophe. Auch wenn dein Abfall nur geringfügig ist (Kaugummipapier), spielt das für die Verallgemeinerung der Vorschrift keine Rolle.
Es gibt auch ein Handlungsgebot das positiv gemeint ist: Zum Beispiel würde sich ein totalitärer und menschenverachtender Staat verbessern, wenn alle Menschen sich bei einem Protest beteiligen würden. Aber selbst wenn niemand außer mir den Protest führt, ist es für mich geboten, auch wenn sich dadurch gar nichts ändert.
Ein Handlungsverbot das positiv zu sehen ist, wäre im Bereich Energie-Sparen angesagt. Wenn alle Menschen Verzicht üben würden, dann wäre der CO2-Ausstoß deutlich geringer. Aber selbst wenn alle anderen fleißig in den Urlaub fliegen, verzichten Sie persönlich auf das Fliegen. Auch wenn Ihr Beitrag unerheblich ist.
Ethik ist nun ganz einfach die „Wissenschaft von der Moral“, eine Fachdisziplin, die sich mit den verschiedenen Moralen, deren Logik, deren Aussagen und Argumentationen beschäftigt.
Ethik gibt es nicht im Plural. Es gibt keinen Plural von Ethik. Denn als Oberbegriff für alle Moralen würde das ja keinen Sinn machen. So wenig wie Physik oder Biologie keine Mehrzahl hat. Es gibt nur eine Physik als Entität und nur eine Biologie. Natürlich beschäftigt sich die Ethik mit unterschiedlichen Bereichen und deren Moralen. So haben Ärzte eine Moral, Anwälte, Politiker, Journalisten etc. Und so entwickelte die Medizin eben eine Medizinethik. Und die Juristen eine Rechtsethik etc.. Damit hätten wir Ethiken vorliegen. So wie Newton und Einstein zwei unterschiedlichen „Physiken“ vertreten. Oder wie Darwinismus und Kreationismus unterschiedliche Biologien vertreten.
Es gibt kein „unethisches Verhalten“. Von einem unethischen Verhalten zu sprechen ist unpassend, schlechtes Deutsch. Es gibt unmoralisches Verhalten, aber da Ethik als generelle Wissenschaft gesehen wird, kann man höchstens von ethisch oder nicht ethisch sprechen. Ein Gegenstandsbereich gehört zur Ethik oder nicht. Zum Beispiel gehört es in den Bereich der Ethik, darüber nachzudenken, ob der Charakter Einfluss auf unser moralisches Urteil hat. Aber ob ein schwerer Körper immer der Gravitation gehorcht, gehört in die Fragestellung der Physik.

Ethik oder das Adjektiv ethisch wird ganz wertfrei verwendet. Ethik untersucht die Moralen. Es gibt also für das Wort „unethisch“ gar keine verständliche Anwendung. Sie können ja auch nicht von unphysikalisch oder unbiologisch sprechen. Es ist entweder physikalisch oder nicht physikalisch.
Also: Moral ist der Gegenstand. Ethik ist die Wissenschaft.
Beispiel: Ist Töten unter allen Umständen verboten? Dies ist eine ethische Problemstellung. Dagegen: Hat jemand einen anderen getötet? Dann liegt ein moralisches Problem vor.
Beispiel: Korreliert Prüfungsangst mit dem Geschlecht? Das ist ein psychologisches Problem. Dagegen: Jemand leidet unter Prüfungsangst. Das ist ein psychisches Problem.
Beispiel: Der Außerseiterstatus hängt mit der Hautfarbe zusammen. Dies ist ein soziologisches Problem. Dagegen: Jemand ist ein Außenseiter. Das ist ein soziales Problem.
Natürlich haben beide Adjektive (moralisch / ethisch) gelegentlich nur geringe Differenzen.
Also wenn jemand sagt er habe moralische Gründe so oder so zu handeln.
Oder: Jemand hat ethische Gründe so oder so zu handeln.
Nun: Es kommt vor, dass die Ethik bestimmte Moralen unterstützt bzw. sogar hervorbringt. Die Handlung und ihre Begründung selbst bleiben weiter moralisch, auch wenn ich sie ethisch nenne. Insofern ist es nicht möglich ethisch zu handeln. Ich kann moralisch handeln unter Berücksichtigung aller ethischen Überlegungen.
Das mag etwas spitzfindig klingen, ist aber von zentraler Bedeutung für das Verständnis moderner Ethik. Würde man es anders sehen, bzw. den Unterschied verkennen, so wäre die übergeordnete Stellung von Ethik dahin und Ethik wäre nur eine Sondermoral.
Etwas, das der deutsche Philosoph Jürgen Habermas sehr genau erkannte, als er in seiner Ethik die Moral als universal über die Ethik als individuell stellte. Er tat dies, weil Normen schlicht unser Handeln bestimmen und daher von erheblich größerer Bedeutung und Wirkung sind, als jede Überlegung zu dieser Handlung. Wir müssen uns also die Ethik bei Habermas als handlungsunfähig denken, während die Moral handeln kann. Und auf unser Handeln kommt es eben an. Ethik muss nicht nur wertfrei sein, sondern darf nicht handeln (sie kann es auch nicht). Würde Ethik zur Handlung, würde sie zur Moral. Damit scheint das Missverständnis, das ich zu Beginn konstatierte, geklärt.
In diesem Sinne lässt sich die Wissenschaft von der Ethik in drei Bereiche einteilen:
Deskriptive Ethik beschreibt, welche Moralen es gibt. Hier werden die verschiedenen Moralen in den unterschiedlichsten Kulturkreisen untersucht und dargestellt.
Es geht also um die Beschreibung normativer Handlungsabläufe.
Normative Ethik dagegen erläutert, wie sich Moralen eigentlich begründen lassen. Hier wird die Gültigkeit (Norm) der jeweiligen moralischen Aussage untersucht. Es geht hier um die Legitimation einer bestimmten Moral.
Die Metaethik beschäftigt sich mit der Frage, ob überhaupt eine moralische Argumentation möglich ist. Gibt es überhaupt eine „Wahre Moral?“ Ist nicht alles nur immer ein Einzelfall und subjektiv? Dann könnte die normative Ethik einpacken. Und ist jede Moral damit nur eine zufällige und willkürliche Setzung von Imperativen? Dann kann auch die deskriptive Ethik einpacken.
Es geht der Metaethik (was ist hinter der Ethik, griech. Meta = hinter) um das Grundsätzliche der Moral.
Ethik ist also eine Wissenschaft, die Moralen beschreibt, erläutert und grundsätzlich hinterfragt. Daher ist die Aufforderung des Supervisors meiner alten Freundin „ethisch zu handeln“ Unfug. Natürlich kann man mir Spitzfindigkeit vorwerfen und das sind Philosophen oft. Aber Begriffe sind unser Hammer, unsere Beißzange, unsere Bohrmaschine. Und wenn man da durcheinander gerät, dürfte jedem klar sein, dass das Haus in sich zusammenstürzt. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Begriffe ohne Anschauung eben blind.

Bernhard Horwatitsch
„Schreibt seit vielen Jahren dies und das und wird es auch weiter tun. Warum er das tut, hat er längst vergessen.“
Der Münchner Autor und Dozent schreibt seit vielen Jahren für deutsche und österreichische Literaturzeitschriften. Seit 2004 gibt er Kurse in „kreativem Schreiben“ und „Literaturgeschichte“ an der Münchner Volkshochschule und dem Münchner Bildungswerk. Gemeinsam mit Arwed Vogel arbeitet er seit 2008 als Dozent und Coach für das „freie Literaturprojekt“ (www.literaturprojekt.com).

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