ZeitenGeist

Magazin für Kultur, Gesellschaft und Bewusstsein


Das Gesicht hinter Brotjobs & Literatur

Ein Essay von Eileen Mätzold – Gesellschaft – Kultur

Das Gesicht hinter Brotjobs & Literatur

Mit dem Band „Brotjobs & Literatur“ haben Julia Dathe, Iuditha Balint, Kathrin Schadt und Christoph Wenzeln einen Band herausgegeben, der sich kaum verkaufen wird.

Von der Literatur will man lesen, wie stark und selbstbewusst sie ist. Die rauchenden Schriftsteller und Schriftstellerinnen möchte man abends in den Bars sehen und um ihre Freiheit willen bewundern.

Wen interessiert schon, dass sie bei einer Bäckerei arbeiten, illustrieren oder mangels richtig guter Verträge das Schreiben eines Tages beiseitelegen (neben all die Bewerbungsschreiben und Lebensläufe für die passenden und anpassenden Jobs, für die man passt oder nicht passt, mit dem, was man ist und tut oder nicht getan hat).

Man verallgemeinert so schnell.

Rückt aus der Schale heraus. Schreibt: ich.

Ich habe meine Sichtweise geändert, seit ich ausgetreten bin.

Seit ich nicht mehr 60 Stunden in der Woche arbeiten wollte, wurde alles anders.

Da geht es mir wie dir.

Du wachst auf und gehst zur Arbeit. Kommst spät heim und versorgst den Mann und die Kinder, oder die Frau und das nicht vorhandene Kind. Du bist alleinerziehend. Du interessierst dich nicht mehr dafür, welcher Sexualität du angehörst oder welcher Klasse. Nun geht es ums Überleben.

Du bewirbst dich.

Hierbei ringst du darum, so aufzufallen wie kein anderer neben dir.

Dein Foto ist stark und jung.

Dein Anzug sitzt gut.

Deine Schminke ist dezent aufgesetzt.

Du schminkst dich nicht, du trägst keinen Anzug, du hast keine Skills.

Es ist egal.

Einer wird dich finden oder er wird es lassen.

Özlem Özgül Dünar schreibt:

„Der gedanke, ob das schreiben all das wert ist, geht mir von zeit zu zeit durch den kopf und der gedanke, dass ich so eigentlich nicht schreiben, nicht arbeiten will.“

Und weiter: „Dieser Situation begegnet zunächst mein gesicht. Mein gesicht halte ich ihr hin. Mein gesicht steht bei alledem.“

Dünar scheint zu sein, wie du bist, da du das liest. Du liest: Sie geht zu einem Bewerbungsgespräch, lenkt den Blick auf ihr Gesicht und lässt sich neben ihrem Gesicht nieder, damit das Gesicht für sie Erfolge erzielt, für die der Träger des Gesichts, Dünar selbst, zu müde geworden ist.

Du bist auch müde.

Du willst nicht beweisen müssen.

Du willst zählen, ohne abgezählt zu werden.

Eileen Mätzold schreibt seit ihrem 12. Lebensjahr Gedichte, Essays und Kurzprosa. Einzelne Gedichte veröffentlicht sie seit ihrem 16. Lebensjahr unter anderem bei Sternenblick. Seit 2021 moderiert sie die Lesebühne ‚Der durstige Pegasus‘ in der Moritzbastei (Leipzig). Diese Lesebühne ist die älteste durchgehende Lesebühne auf dem europäischen Festland. Wenn sie nicht schreibt, beschäftigt sie sich mit Schreibgeräten, Tinten und alten Büchern.

Liste der Veröffentlichungen (Auswahl):

Lyrik:

„Rogers Afghanistan“, SchönwortSchätze: Lyrischer Lorbeer 2016, Lorbeer-Verlag, 01.12.2016.

„Hochzeitsnacht“, in Aquarell aus Worten: Rote Erzählungen und Gedichte, Books on Demand, 17.08.2016.

„Das Paradies nenne ich Liebe“ in Aufgehen in Dir, Book on Demand, Norderstedt, 08.12.2016

„An die Treue“ in Zeitentanz, Book on Demand; Auflage: 1 (28. Juni 2017)

weitere Veröffentlichungen unter: https://freundeunbekannte.de/eileen-maetzold/

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Eine Antwort zu „Das Gesicht hinter Brotjobs & Literatur”.

  1. Vielen Dank, wunderschön. Was mich weiter am Schreiben hält sind vor allem die Freunde, die wenigen denen ich mich verpflichtet fühle. Und im düsteren Hinterkopf schwebt meine Hybris überzeitlich zu sein. Aber immer noch ist es so, dass ich wenn ich schreibe glücklich bin. Es mag Selbsttäuschung sein, aber das nehme ich in Kauf.

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