Von Bernhard Horwatitsch – Gesellschaft – Kultur
Frame, Prime und Nudge – die Trinität der Deus oeconomicus
Wenn man von transmissibler humaner Enzephalopathie spricht, zucken die meisten Menschen mit den Schultern und wenden routiniert ihr Grillfleisch. Wenn man von Rinderwahnsinn spricht, sind dann doch einige dabei, die auf Beilagen umsteigen. Framing ist allgegenwärtig aber nicht die einzige Methode die natürliche Dummheit der Meisten auszunutzen. Eine weitere hübsche Methode ist das Priming. Konfrontiert man einen Menschen häufiger mit dem Wort „alt“, wirkt sich das zum Beispiel auf seine Bewegung aus, er bewegt sich langsamer und schwerfälliger. So sind die Gesundheits- bzw. Krankheits-Hinweise auf den Zigarettenpackungen eine Form des Priming, ebenso die glücklichen, gutaussehenden und jungen Menschen die hochprozentigen Schnaps oder reinen Zuckersirup trinken.

Eine weitere Methode ist das Nudging. Das Abbild einer Fliege in einem Urinal führt dazu, dass 80 Prozent des Urins auch in der Schüssel landet. Ohne Fliege brunzen die meisten Männer daneben. Ein kleines Fußballtor ist sogar noch effektiver. Der Mensch (insbesondere der Mann) ist vornehmlich dumm. Soziale Normen führen einfach dazu, dass wir uns auch so verhalten. So gehen wir selbstverständlich wählen, auch wenn es nichts mehr bewirkt, seit Jahrzehnten bereits. Oder ich werde regelmäßig an das Zahlen meiner Steuer erinnert, das erleichtert mir es auch Steuern zu zahlen. Oder ich werde zu irgendwelchem Schwachsinn befragt, das konfrontiert mich mit meinem Handlungswillen. Die Frage der netten Kellnerin ob ich noch ein Bier will, ist pures Nudging, denn meistens trinke ich dann auch noch eins. Unser Bewusstsein wird also ständig geframt, genudgt und geprimt. Man kann sich eigentlich nichts vorstellen was demütigender ist, als diese permanente Manipulation. Und es ist völlig egal, ob sie gut gemeint ist oder nicht. Gut, wir Menschen sind dumm, schwach und suggestibel. Aber ist das wirklich ein Grund, uns derart fertig zu machen? Allerdings ist es schwieriger als man glaubt, es sein zu lassen. Egal ob das Gemüse in Augenhöhe steht oder der Donut, in beiden Fällen wurde genudgt. Alles auf den Boden zu stellen würde das Einkaufen allerdings mühsam machen. Und ein Schelm könnte dahinter schon wieder Nudging vermuten, dass wir uns beim Einkaufen auch noch sportlich betätigen sollen. Schon mit diesem Text habe ich geframt was das Zeug hält. Und alle fühlen sich jetzt irgendwie schlecht. Also hilft nur eins: Klüger werden und sich entscheiden. Wer sich jetzt immer noch ausgetrickst fühlt ist nur zu faul dazuzulernen. Und die meisten Menschen sind faul. Selbst Luther hat es nicht ganz geschafft, uns die Arbeit als Heile-Heile-Segen aufzuframen. Immer noch lieben wir den Freitag, weil er das Wochenende ankündigt. Wenn ihr also mein Gemaule über diese Welt nicht mehr hören wollt und trotzdem nicht aufhören könnt zu lesen, dann lacht einfach drüber. Ich kann eh nix dagegen machen.
Vielleicht hilft es ja, wenn man bewusst beim Pinkeln an der Fliege vorbeipinkelt und beim Einkaufen immer die Sachen kauft, die ganz unten sind und immer das Gegenteil denkt von dem was man liest und wenn man an was erinnert wird sich sofort dagegen vorzustellen wie man das wieder vergisst. In der Politik nannte man das früher „Opposition“. Gibt es schon lange nicht mehr, sowenig wie es bald überhaupt noch was gibt, weil der ganze Scheiß global zum Himmel stinkt. Wenn ihr also mal wieder lest „die Welt geht unter“, denkt einfach drüber nach, was ihr morgen machen wollt. Lasst euch nicht verunsichern.

Bernhard Horwatitsch https://www.literaturprojekt.com/
Mehr über ZeitenGeist HIER
Dir gefällt die Art des Ausdrucks, Journalismus, das Medium ZeitenGeist und Du möchtest gerne regelmäßig mehr davon? Du möchtest ZeitenGeist fördern? Wenn ja, schau auf Über ZeitenGeist HIER
Kommentar verfassen